Liebe Schwester,
als ich als kleines Mädchen meine Großmutter besuchte, stand ich gern mit großen Augen und offenem Mund vor Ihrer Glasvitrine, in der sie ihre jahrelang angesammelten Porzellan Skulpturen, Vasen, Schüsseln und Schalen liebevoll ausstellte. Alles sah so wertvoll aus hinter den streifenfrei klar geputzten Glastüren. Ganz besonders hatte es mir die Tänzerin angetan, die mit grazilen, so zarten, feinen Armen und dem Spitzenrock auf ihren Zehen stand, so als wäre es eine Leichtigkeit, diese nach hinten gebogene Pose einzunehmen. Dabei lächelte die Tänzerin verklärt.
Ich erbte diese Skulptur von meiner Großmutter, die starb als ich 13 Jahre alt war. Jetzt bin ich über 60 Jahre alt und habe all die Jahre die Tänzerin in meinem Herzen und in einer festen
Plastikdose, gut eingepackt immer wieder mitumgezogen und letzte Woche durfte sie endlich raus. Ich kann immer noch sehen und fühlen, was mich als Kind so faszinierte.
Heute sehe ich diese Tänzerin als Symbol für meine innere Tänzerin, die ich als kleines Kind schon bemerkte, die mich später auf der Tanzfläche als Teenager und Twen die Haare hat kreisen lassen
zur Rockmusik von Led Zeppelin. Und ich sehe sie noch heute in mir, wenn ich in den Schwesternkreisen mich zur Musik bewege, in die Musik eintauche und die Musik mit meinem Körper in Bewegung
übersetze, zwischen all meinen Schwestern, akzeptiert und ermutigt, das zu tanzen was Ausdruck finden will.
Und ich sehe sie als Kore, die junge, frühlingshafte, liebreizende Göttin, Tochter der Demeter und des Zeus, wie sie tanzend über die Felder und Wälder streift, die Knospen herauslockt und die Blüten sanft über die Landschaft streut voller Freude über die Triebkraft der Pflanzen.
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